Nach den Erlebnissen in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 war die Stimmung in der jüdischen Bevölkerung von Innsbruck verzweifelt. Die Gestapo verhaftete viele Juden und ließ sie unter der Auflage frei, mit ihren Familien Tirol zu verlassen oder überhaupt auszuwandern. Schließlich ordneten die Nazi-Behörden an, dass alle Tiroler Jüdinnen und Juden bis Ende März 1939 nach Wien übersiedeln mussten.
In den jüdischen Familien überlegte man fieberhaft, wohin man sich um Hilfe wenden oder in welches Land man ausreisen könnte. Verwandte in England versuchten Visa für die verfolgten Familienmitglieder in Innsbruck und Wien zu organisieren.
Einigen Kindern aus Innsbruck gelang es, in einem Kindertransport nach England zu fliehen. Die Kindertransporte wurden nach dem Novemberpogrom von der englischen Regierung in Zusammenarbeit mit der dortigen jüdischen Gemeinde und den Quäkern, einer christlichen Gemeinde, organisiert. Auf diese Weise konnte von Ende November 1938 bis September 1939 über 10.000 jüdischen Kindern aus Österreich und Deutschland das Leben gerettet werden. Viele Kinder sahen beim Abschied am Bahnhof in Wien ihre Eltern zum letzten Mal.
In den 1920er und 1930er Jahren waren viele Innsbrucker Jüdinnen und Juden nach Palästina ausgewandert. Sie konnten nun ihre Verwandten bei der Flucht unterstützen. Das ist auch der Grund, weshalb ein Viertel der jüdischen Bevölkerung, die vor den Nazis fliehen musste, nach Palästina gelangen konnte.
Viele Innsbrucker Jüdinnen und Juden konnten sich nicht ins Ausland retten. Die meisten Staaten begrenzten die Zahl der Flüchtlinge, die sie aufnehmen wollten. Wer alt war, keine Verwandten in der Fremde hatte und weder über ausreichend Geld verfügte noch einen nachgefragten Beruf ausübte, saß in Wien in überfüllten „Judenwohnungen“ fest. Von Wien werden die Jüdinnen und Juden ab 1941 in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in den Osten deportiert und dort umgebracht.