Bald nach der Machtergreifung der NSDAP beschmierten Mitglieder der SA die Auslagen jüdischer Geschäfte mit der Aufschrift „Jude“. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, dort nicht mehr einzukaufen, der Umsatz ging stark zurück. Die NS-Behörden setzten „kommissarische Verwalter“ ein, die so manchen Betrieb in den Ruin trieben, weil sie nur auf den eigenen Nutzen bedacht oder einfach unfähig waren. Die auf diese Weise heruntergewirtschafteten Geschäfte mussten von ihren jüdischen Eigentümern weit unter dem tatsächlichen Wert verkauft werden. Der Abschluss des Kaufvertrages erfolgte nicht freiwillig, sondern unter großem Druck. Vom ohnedies geringen Erlös aus dem Verkauf des Betriebes mussten Phantasiesteuern (Judenvermögensabgabe, Reichsfluchtsteuer) bezahlt werden, sodass den ehemaligen Besitzern nur noch ein kleiner Betrag übrig blieb. Auf diese Weise entzogen die Nationalsozialisten der jüdischen Bevölkerung nach und nach ihre Existenzgrundlage.
An den Schulen stand nun Rassenkunde auf dem Stundenplan. Die SchülerInnen lernten in diesem Fach, dass Jüdinnen und Juden minderwertige Untermenschen wären und dass man sich vor ihnen in Acht nehmen müsste wie vor Schädlingen, Ratten und Giftpilzen. Dadurch wurden jüdische Kinder und Jugendliche zur Zielscheibe von Diskriminierung und Ausgrenzung durch Lehrende und MitschülerInnen, bis ihnen der Schulbesuch überhaupt verboten wurde.
Das Schussattentat des 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan auf ein Mitglied der deutschen Botschaft in Paris nahmen die Nazis zum Anlass, blutige Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung durchzuführen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 überfielen Mitglieder der SA, SS und Gestapo in Zivilkleidung Innsbrucker Jüdinnen und Juden, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei den Gewalttaten um einen spontanen Ausdruck des „Volkszorns“ handle. Sie verwüsteten Wohnungen, misshandelten Männer, schlugen Frauen, Kinder, alte Leute. Drei Männer wurden in dieser Nacht von den Nazis ermordet: Ing. Richard Berger, der Leiter der israelitischen Kultusgemeinde, Wilhelm Bauer und Richard Graubart. Josef Adler starb sechs Wochen später an den Folgen der Misshandlungen. Die Innsbrucker Synagoge wurde von Hitlerjungen zerstört.